Ein Beitrag aus der NBI (Neue Berliner Illustrierte) Ausgabe 49/1967
Harald Serowski, ... , ist Trickszenenbildner beim Deutschen Fernsehfunk. Seine Schöpfungen kennt jedes Kind: Sandmännchens Ankunft und Abfahrt beim Abendgruß. Fünfzig Fassungen schuf er dafür, für die Rakete im Monat des roten Oktober erhielt er den silbernen Lorbeer des DFF. Wir gratulierten und fragten:
Was fesselt Sie an Ihrem Beruf?
Schon seit meiner Kindheit bastele ich leidenschaftlich gern. Alles Technische zieht mich an. Deshalb ist auch die Rakete mein "Lieblingskind". Was mich an meinem Beruf begeistert, ist die Einheit, die man im Trickfilm durch Puppe, Kulisse und die ganze Gestaltung erzielen kann.
Wie entsteht ein Trickszenenbild?
Vorerst einmal in der Phantasie. Dann braucht man Draht, Stoffreste, Watte, Wolle, Papier und tausend andere Dinge. Ein Beispiel: Ich nehme lange grüne Wollfransen und klebe sie an einen Drahtarm - auf dem Bildschirm erscheinen sie als dunkle, tiefhängende Fichtenzweige eines dichten Waldes. Oder die Straße, die das Sandmännchen entlanggefahren kommt - zwei dicke parallel laufende Wollfäden, die perspektivisch und in Kurven über den Studiotisch gelegt sind.
Wie wird dann eine fertige Idee von Ihnen verwirklicht?
Erst wird sie in einer Zeichnung festgehalten und begutachtet. Anschließend im Verhältnis 1:1 gebaut und nochmals geprüft, bevor die Kameraaufnahmen beginnen. So entstanden die Märchenschlösser, Puppenstuben und Sandmann-Fahrzeuge des Abendgrußes. der Boden des Mahldorfer Hauses - wo wir Puppentrickleute unser Domizil aufgeschlagen haben - ist bis unters Dach angefüllt mit zahllosen Kulissen. Übrigens sind für eine Minute Trickfilm 1500 Einzelbilder erforderlich! Der dreiminütige Vor- bzw. Abspann mit dem Sandmännchen ist die Aufeinanderfolge von 4500 Bildern - Drehzeit etwa vier bis sechs Wochen.
Woher nehmen Sie die vielen Einfälle?
Dafür gibt es kein Rezept. Manchmal habe ich beim Lesen eines Drehbuches sofort eine konkrete bildliche Vorstellung. Ein andermal Mal brauche ich längere Zeit, bis mir dann plötzlich eine Idee kommt. Manchmal schlendere ich auch durch die Geschäfte und lasse mich inspirieren. Ein zartgrünes Kunststoffdeckchen, das ich kürzlich entdeckte, ergab - etwas zusammengezogen - einen wunderhübschen Birkenwipfel für einen Frühlingswald. Hinterher bespreche ich die genaue Gestaltung mit dem Regisseur: mit Bleistiftskizzen und lebhafter Gestik. - Sie lächeln, aber ich muss immer alles mit meinen langen Armen erklären.
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Begonnen habe ich bei der Deutschen Staatsoper als Theatermaler. Später ab 1951 arbeitete ich dort als Modellbauer, Bühnenbildner, Produktionsassistent und Ausbilder im Nachwuchsstudio für Bühnenbildner. Damals lernte ich auch den Sandmännchen-Vater Gerhard Behrendt kennen. Seit 1961 bin ich Trickszenenbildner beim DFF.
Autor*in: U.Hirsch
Anmerkung der Redaktion
1991 endete seine Mitarbeit beim Fernsehen. Danach entwickelte Harald Serowski u. a. zahlreiche Luftfahrzeug-Modelle für das Otto-Lilienthal-Museum in Anklam.
Aus überlieferten Projekten hat Harald Serowski u. a. anschauliche Modelle hergestellt.
Harald Serowski verstarb am 9. November 2005 im Alter von 76 Jahren.
Comentarios