Vom Anker-Steinbaukasten zum Anker Modellauto
Die Geschichte der Ankerbausteine geht in das Jahr 1875 zurück. Die Holzbausteine des deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel inspirierten die Brüder Lilienthal eine Rezeptur zur Herstellung von Mineralbausteinen zu entwickeln. Es entstand eine Alternative zu instabilen Holzbausteinen. Der erste Steinbaukasten überzeugte durch Genauigkeit und Struktur. So war es möglich, auch größere Gebäude ohne Bindemittel zu bauen.
Der Siegeszug der Ankersteine beginnt mit Friedrich A. Richter
Für die Vermarktung der Steinbaukästen hatten die Brüder Lilienthal leider kein Talent. Sie verkauften hochverschuldet das Rezept für die Herstellung ihrer Bausteine an den Marketing-Experten und Unternehmer Friedrich A. Richter. Die Produktion von „Richters Anker-Steinbaukästen“ startete 1880 in der neu errichteten Fabrik in Rudolstadt. Künstler, Illustratoren und Architekten entwarfen die Bauvorlagen für neue Baukästen. Schon bald verlassen über 40.000 Anker Steinbaukästen, die ab 1895 unter dem Logo des Ankers vertrieben werden, die Zweigbetriebe in Wien, St. Petersburg, London und New York. Ergänzungssysteme ermöglichen es, die Kästen beliebig zu kombinieren. Das Sortiment wächst stetig für den rasant wachsenden Kundenstamm. Friedrich A. Richter stirbt 1910 und hinterlässt ein Imperium mit Niederlassungen in ganz Europa und den USA. In Rudolstadt waren zu dieser Zeit 649 Arbeiter beschäftigt. Die Wiederaufnahme der Produktion erfolgte 1995 durch die Anker Steinbaukasten GmbH. Der Ankerstein-Liebhaber Georg Plenge konnte unterstützt durch Mittel der EU und des Landes Thüringen in diesem Jahr mit 26 Mitarbeitern die Produktion eines Grundbaukastens aufnehmen. Berühmtheiten wie Albert Einstein und Erich Kästner ließen ihrer Kreativität mit den bunten Steinen freien Lauf.
Das Erbe der Firma
Was folgte waren jahrelange Streitigkeiten um das Erbe Friedrich Adolf Richters. Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg führte zum völligen Verlust der Rücklagen des Unternehmens. 1921 erfolgte die Reorganisierung in zwei staatliche Aktiengesellschaften. In der DDR wurden die Firma und die Marke 1953 in den volkseigenen Betrieb „VEB Anker-Steinbaukasten“ umgewandelt. Die Produktion wurde bis in die 60er Jahre in Rudolstadt weitergeführt. Am 31. Dezember 1963 wurde die Produktion offiziell beendet. Von 1880 -1963 sollen ca. fünf Milliarden Ankerbausteine in 400 verschiedenen Baukästen verkauft worden sein.
Anker in der DDR
1963 verfügte die DDR-Führung die Einstellung der Produktion. Die Firma „VEB Anker-Steinbaukasten“ wird aufgelöst und die Produktionsanlagen anderweitig vergeben.
Mit Ausnahme einiger kompletter Kästen werden alle Baukästen kostenlos abgegeben. Die Marke »Anker« wurde durch »PIKO« ersetzt und der Betrieb in »VEB PIKO-Mechanik Eisfeld« umbenannt. Nach der Integration in das VEB Kombinat Spielwaren Sonneberg 1981, wurde Piko wieder durch Anker im Name ersetzt, »VEB Anker-Mechanik Eisfeld«, ab diesem Zeitpunkt stellte der Betrieb mechanische Modellautos her.
Zurück zu den Wurzeln
Die Wiederaufnahme der Produktion erfolgte 1995 durch die Anker Steinbaukasten GmbH. Der Ankerstein-Liebhaber Prof. Dr. Georg Plenge nahm unterstützt durch Mittel der EU und des Landes Thüringen die Produktion, unter Verwendung von noch vorhandenen Vorlagen, wieder auf. Die Anker-Steinbaukasten GmbH besitzt den Charme eines Handwerksbetriebs, der seine Traditionen pflegt und auf die zeitlosen Werte der Ankersteine setzt.
Die Anker-Steinbaukästen sind mehrfach ausgezeichnet: Prädikats-Siegel „Spiel gut“, dem „Parents Choice Award“ und dem „National Parents Publisher Award“. Gerhard Gollnest & Fritz-Rüdiger Kiesel sicherten sich durch die Übernahme des Unternehmens 2009 das Fortbestehen der Anker - Steinbaukasten GmbH. Das Unternehmen wird am traditionellen Standort Rudolstadt weitergeführt. Nachdem im Mai 2017 das Gewerbe für die Produktion der Ankersteine abgemeldet wurde, übernahm die Arbeiterwohlfahrt Rudolstadt das Unternehmen und produziert nun vor Ort die Steine, die wieder wie einst in alle Welt versandt werden.
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